© Anna C. Wagner, Vom Ursprung, 2020, Aufnahme mit der Lochkamera auf Silbergelatine-Barytpapier, 23,5 x 17,5 cm

Vom Wert der Wahrnehmung

Arbeiten von Kurt Wagner (Schüler von Oskar Holweck), Marga Wagner und Anna C. Wagner

10.5. - 23.6.2024

© Kurt Wagner, o.T., 2004, Pastell auf Packpapier, 11 x 15,5 cm

Vom Wert der Wahrnehmung

Arbeiten von Kurt Wagner (Schüler von Oskar Holweck), Marga Wagner und Anna C. Wagner

10.5. - 23.6.2024

© Marga Wagner, o.T., 2019, Froissage, 23 x 17 cm

Vom Wert der Wahrnehmung

Arbeiten von Kurt Wagner (Schüler von Oskar Holweck), Marga Wagner und Anna C. Wagner

10.5. - 23.6.2024

Kabinettausstellung

Laufzeit der Ausstellung: 10. Mai – 23. Juni 2024

Kurt Wagner (1936–2009)
Seit den frühen 1960er-Jahren galt das künstlerische Interesse des Fotografen und Künstlers Kurt Wagner der Phänomenologie des Papiers als eigenständige experimentelle Kunstform. Als Schüler geprägt von Oskar Holweck und Otto Steinert, untersuchte er in seinen Arbeiten das poetische Potential des Papiers: sowohl als Träger- und Lichtmaterial seiner fotografischen Assemblage-Arbeiten (Legungen / objets trouvés, 1999, Kunsthaus Rhenania, Köln) als auch in den vom Informel der 1950er-Jahre geprägten lyrisch-abstrakten Bildwerken, die mit Bleistift, Tusche, Kreide und Pastellfarben auf verschiedensten Papiermaterialien wie Packpapier, Pappe, (Foto-)Karton und Buchpapier entstanden.

Nicht allein durch die Abkehr von figürlicher Darstellung transzendiert sich hierbei das Trägermaterial Papier zu einem immanenten, Sinn und Form gebenden Teil des bildnerischen Werkes. In der Mannigfaltigkeit des Materials Papier kündigten sich für Kurt Wagner auch Möglichkeiten künstlerischer Formgebung an, die zum Sehen erziehen, und die erkennen lassen.

Diesen Ansatz von Sehen und Erkennen, von geduldiger Wahrnehmung und genauer Beobachtung, verbunden mit einer radikalen Zweckfreiheit – alle Arbeiten entstanden ohne Auftrag und Auswertungskontext –, verdankte Kurt Wagner seinem Lehrer Oskar Holweck, bei dem er Ende der 1950er die Grundlehre an der Werkkunstschule Saarbrücken absolvierte:

„Alles bildhafte Tun des Menschen setzt ein Erkennen voraus. Erkennen heißt, sich die Umwelt mit all ihren Erscheinungsformen verständlich machen. Ohne Erkennen ist das menschliche Tun unbeherrscht.
Unklarheit und Unordnung, bedingt durch Zweifel und Angst, sind Ergebnisse solchen Handelns.
Unsicherheit, Angst, Zweifel im Menschen als solche zu erkennen, zu lernen sie zu bekämpfen und auszuschalten (bilden), ist Ziel der Grundlehre.“
(Oskar Holweck: Vortrag anlässlich der Ausstellung „Sehen“, Volkshochschule Köln, November 1966)

Grundlehre bei Oskar Holweck, Saarbrücken 1959-60, Fotograf unbekannt. Markiert mit orangem Pfeil ist Kurt Wagner

Marga Wagner (1934–2020)
Marga Wagner erhielt nach abgeschlossener Lehre als Grafikerin einen Teil ihrer Ausbil-dung als Malerin an den Kölner Werkschulen. Es folgten längere Studienaufenthalte in Frankreich und in der Schweiz. Seit Anfang der 1980er-Jahre gestaltete sie Kirchenfenster im Raum Köln, so unter anderem die zwei kleinen Fenster in der Front der Kirche St. Maria in Lyskirchen, die als Glasfenster gestalteten Kreuzwegstationen in der Kirche St. Franziskus in Leverkusen sowie die Fenstergruppe der Nordostwand in St. Maternus.

Ab Anfang der 1990er-Jahre entstanden vermehrt Papierarbeiten (Gouachen) und ab 2014 experimentierte die Künstlerin mit Froissage-Techniken (franz. froisser – knittern): Im Dialog zwischen Aktion – durch Stauchen, Knüllen und Wringen des bemalten Papiers – und der Beobachtung der Reaktion des Werkstoffs erforschte Marga Wagner künstlerische Möglich-keiten der Reduktion, ohne sich jedoch vom Transzendentalen trennen zu wollen.

Marga Wagners künstlerischen Arbeiten waren – sowohl in den figürlichen Gouache-Arbeiten als auch in den späteren abstrakten und monochromen Froissagen – stets dem Sakralen verbunden und verpflichtet. So war für sie die Bearbeitung des Papiers weitaus mehr als das experimentelle Erforschen von Materialität.

„Das Sakrale“, so schrieb der Künstler Jean Bazaine (1904–2001), der für sie eine hohe Bedeutung hatte, „ist das geheimnisvolle Gefühl einer sprengenden Transzendenz in der natürlichen Ordnung der Welt, im Alltäglichen… Es ist die Ersetzung aller Einzelheiten, welche die Form bilden durch universelle Zeichen. Es ist die überschwängliche Gegenwärtigkeit der ‚ganzen‘ Welt in jedem ihrer Teilaspekte. – Wir sehen nicht mehr das Objekt selbst, sondern die abstrakte Form seines Schicksals. – Es gibt keine religiöse Kunst, es gibt nur Bedingungen eines Werkes, die es befähigen, einen Glauben zu inkarnieren. (…) Die Malerei ist nicht ein Mittel, sein Leben zu schmücken oder einen Bereich des Spiels vom Leben abzusondern, sondern dem Leben eine Form und einen Sinn zu geben.“
(Jean Bazaine: Kunst als Durchdringung des Universums, 1953 (orig. Notes sur la peinture d'aujourd’hui)

Kurt Wagner, o.T., um 2000, aus dem Zyklus Objets trouvés, 28,5 x 19,5 cm

Anna C. Wagner (geb. 1964)
„Dieses muss durch Wahrnehmung erfasst werden, und das ist eben der Geist."
(Aristoteles, Nikomachische Ethik VI 12, 1143b 5)

Als zweite Tochter der Malerin Marga Wagner und des Fotografen Kurt Wagner wurde Anna C. Wagner 1964 in Köln geboren.

In einer Zeit, in der sich die Technik der Fotografie der besten und schärfsten und vermeintlich wahrhaftigsten Auflösung verschreibt, beschreitet die Kölner Fotografin und Künstlerin einen anderen, gegensätzlichen Weg: Sie geht radikal weg von der fotografisch beliebten These und Tendenz, dass sich im Digitalen, in der hohen und immer höheren Auflösung eine Verheißung des Realen, des Abbildes, der Wahrheit, verbirgt. Ihre künstlerischen Themen finden Ausdruck in ursprünglichen analogen Verfahren wie Aufnahmen mit der camera obscura, in Riefelbildern* und analogen Experimentalfilmen. So entstehen neue Bildformen und Formate, die einladen, sich auf eine neue – und alte – Form der Wahrnehmung einzulassen, die auch die analoge Materialität der Arbeiten jenseits der fotografischen Abbildfunktion ins Recht setzen.

Anna C. Wagner absolvierte eine Ausbildung zur Fotolaborantin im Rheinischen Bildarchiv, im Anschluss eine Ausbildung zur Fotografin bei Agfa Gevaert (Bayer AG Leverkusen) und studierte an der FH Köln Fotoingenieurwesen mit Schwerpunkt Film. 2010 wurde sie als Mitglied in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen.

*“Riefelbild“ bezeichnet eine Technik, bei dem sich das Bild wie eine Ziehharmonika aus der Fläche heraus auffächert. Auf den beiden Seiten der gleichmäßig gefalteten Oberfläche sind zwei verschiedene Motive abgebildet, so dass voneinander unabhängige Rechts- und Linksansichten entstehen.

Texte zur Ausstellung: Markus Mischkowski

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